Ohne Strom und ohne Wasser kommt eine industrialisierte Gesellschaft innerhalb weniger Stunden an ihre Belastungsgrenze. Die Leitungen und Netze könnten etwa durch sintflutartigen Regen massiv beeinträchtigt werden.
Eine Idee, dass in diesem Fall die Versorgung nicht zusammenbricht, ist, eine zweite Infrastruktur zu bauen, ähnlich wie es sie für Krankenhäuser mit Notstromaggregaten schon gibt.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Peacelab im Labspace“ hatte IANUS-peacelab Marcel Siegler und Soeren Soelberg eingeladen. Die beiden Doktoranden der Philosophie an der TU Darmstadt befassen sich mit sogenannten kritischen Infrastrukturen, kurz KRITIS.
„Mich interessiert dabei vor allem das Verhältnis von Mensch und Infrastruktur, die Mensch-Technik-Interaktion“, sagt Marcel. Soeren befasst sich mit Künstlicher Intelligenz und untersucht beispielsweise die Frage, wie KI in der Wasserversorgung eingesetzt werden kann.

In der Diskussion an dem Onlineabend befassten sich die 14 Teilnehmer:innen mit der Frage:
Wie kann Technik so geplant, konstruiert und gebaut werden, dass sie friedlich genutzt werden kann statt konfrontativ?
Dabei spielt die Art des Denkens eine Rolle, ebenso wie politische Entscheidungen oder die Frage der Transparenz.

Abmildern dramatischer Folgen

Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sind Kritische Infrastrukturen Organisationen oder Einrichtungen in den Bereichen Wasser, Energie, Geldfluss, Gesundheit, Medien, technikbasierte Kommunikation, Transport und Verwaltung „bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung … dramatische Folgen eintreten würden.“

Soeren filterte für den Denkprozess aus, Kritische Infrastrukturen nicht in Katastrophen zu denken, sondern auf die Handlungsspielräume zu schauen.
So ist eine Möglichkeit, dramatische Folgen eines Ausfalls vom Bereich Energie abzuwenden, eine Infrastruktur zu dezentralisieren und auch politisch darauf hinzuwirken, verstärkt Heizwärme mit Blockheizkraftwerken oder Strom mit erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Auf dem Weg, gute Lösungen zu finden, spielt die Art des Denkens eine entscheidende Rolle.
Produziert die Infrastruktur, so wie wir sie gebaut haben, Sachzwänge oder ist es möglich, eine Technikstruktur als eine Eröffnung von Möglichkeitsräumen zu denken? Verharren Berater:innen und Entscheider:innen in starrem Denken oder entwickeln sie Ideen prozessorientiert? Kann eine Entwicklerin, ein Entwickler ein Design entwerfen, dass freiheitlich genutzt werden kann? Welche Rolle spielt die Angst bei der Entwicklung und welche die Transparenz und wie wichtig ist die Beteiligung von Nutzer:innen bei einem Prozess?
Ein freies Verhältnis zur Technik hieße etwa, sich nicht abhängig zu machen.

Für IANUS-Peacelab, dessen Motto sein könnte „Wie-kommt-der-Frieden-in-die Technik“, ist es möglicherweise das zentrale Bewertungsmaß für einen technischen Entwurf der Freiheit und der autonome Umgang mit der Technik.